Stillen: 5 gesundheitliche Vorteile für Mutter und Kind

Die nachfolgenden Inhalte dienen zu Informationszwecken, erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder fortwährende Aktualität und ersetzen keinen ärztlichen Rat. Mehr Informationen

Inhaltsverzeichnis

Stillen ist die natürlichste und zugleich eine der wertvollsten Formen der Ernährung für Neugeborene. Es bietet nicht nur alle notwendigen Nährstoffe für das Baby, sondern hält viele weitere Vorteile für das Kind UND auch die Mutter bereit.

Passend zur Weltstillwoche, die am 30.09.2024 beginnt, beleuchten wir in diesem Artikel 5 gesundheitliche Vorteile des Stillens für dich und dein Kind. Du bekommst fundierte Informationen, praktische Tipps und mit Sicherheit ist auch der ein oder andere Fakt dabei, der dich erstaunen wird.

Hinweis: Muttermilch ist die beste Nahrung für einen Säugling. Gleichzeitig ist Stillen nicht immer einfach oder gar möglich. Hier lohnt es sich, mit Unterstützung durch eine Stillberaterin oder Hebamme, einen Versuch zu starten. Oft braucht es nur ein paar Hilfestellungen und Impulse, um die Überforderung direkt nach der Geburt oder in den ersten Tagen zu überwinden. Zudem es ist hilfreich, die vielen Fragen zum Stillen zu klären. Hier sollte kein Platz für Selbstvorwürfe sein, sondern für Ermutigung und Unterstützung. Denn vom Stillen profitiert nicht nur das Kind, sondern auch die Mutter.

Stillen stärkt das Immunsystem und liefert einen natürlichen Schutz vor Krankheiten und Infektionen

Muttermilch ist nicht nur ein Nahrungsmittel, sondern auch ein natürlicher Schutzschild für das noch unreife Immunsystem des Babys. Sie enthält eine Vielzahl von Immunzellen und Antikörpern, die das Kind vor Krankheitserregern schützen.

Schutz durch Antikörper

Die Antikörper, die in der Muttermilch enthalten sind, insbesondere Immunglobulin A (IgA), bilden eine Schutzbarriere auf den Schleimhäuten des Babys. Diese Antikörper verhindern das Eindringen von Krankheitserregern in den Körper. Besonders in den ersten Wochen, wenn das Immunsystem des Neugeborenen noch nicht vollständig entwickelt ist, bietet Muttermilch einen unverzichtbaren Schutz.

Stillen senkt die Sterblichkeit

Infektionskrankheiten wie Mittelohrentzündungen, Atemwegsinfekte und Durchfallerkrankungen sind besonders bei Neugeborenen und Säuglingen gefährlich. In einem hochpublizierten Review aus dem Jahr 2016 konnte gezeigt werden, welchen Einfluss das Stillen auf die Sterblichkeit von Säuglingen, insbesondere in Entwicklungs- und Schwellenländern, hat (1).

Die Zahlen sprechen für sich:
Ausschließliches Stillen im ersten Lebenshalbjahr senkte die Sterblichkeit um 90% (1). Und jegliches Stillen im Alter von 6-23 Monaten konnte die Sterblichkeit halbieren (1). In diesen Ländern herrschen natürlich andere Lebensbedingungen, die die Säuglingssterblichkeit beeinflussen. Dennoch zeigen diese Zahlen, welchen Effekt das Stillen haben kann.

Stillen bringt langfristige Gesundheitsvorteile für dein Baby mit sich

Muttermilch bietet nicht nur kurzfristig Schutz, sondern hat auch langfristige positive Auswirkungen für das Baby.

Geringeres Risiko für Übergewicht und Adipositas

Stillen ist mit einem geringerem Risiko für Übergewicht und Adipositas verbunden (2). Studien konnten zeigen, dass gerade der unterschiedliche Proteingehalt zwischen Muttermilch und Formula-Nahrung für das höhere Risiko von Adipositas, gerade in der weiteren Kindheit verantwortlich ist (3). Infolgedessen wurde der Proteingehalt in Formula-Nahrungen in der EU wiederholt (2015, 2020) gesetzlich angepasst.

Darüber hinaus verfügen gestillte Kinder häufig über ein besseres Hunger- und Sättigungsgefühl. Auch fällt es ihnen häufig leichter, ihre Nahrungsaufnahme selbst zu regulieren. Dies kann helfen, späterem Übergewicht vorzubeugen.

Positiver Einfluss auf die Intelligenz-Entwicklung

Studien zeigen, dass das Stillen – selbst unter Berücksichtigung zahlreicher potenzieller Störfaktoren wie der Bildung der Mutter – einen positiven Effekt auf spätere Leistungen in Intelligenztests haben kann (4). Eine mögliche Erklärung dafür könnten die in der Muttermilch enthaltenen langkettigen mehrfach ungesättigten Fettsäuren sein, die eine entscheidende Rolle in der kognitiven Entwicklung spielen.

Möglicher Schutz vor Leukämie

Stillen kann das Risiko für Leukämie (ALL), der häufigsten Krebserkrankung von Kindern unter 15 Jahren, senken (5). Obwohl die genauen Mechanismen noch nicht vollständig geklärt sind, wird angenommen, dass die immunologischen Eigenschaften der Muttermilch dabei eine wesentliche Rolle spielen.

Stillen fördert eine schnellere Rückbildung und senkt das Risiko für Brustkrebs

Stillen bietet nicht nur zahlreiche Vorteile für das Baby, sondern auch für die Mutter. Es unterstützt die körperliche Rückbildung und fördert die Gesundheit der Mutter langfristig.

Schnellere Rückbildung der Gebärmutter

Das beim Stillen freigesetzte Oxytocin regt nicht nur die Milchproduktion an, sondern fördert auch die Rückbildung der Gebärmutter. Diese zieht sich nach der Geburt schneller wieder zusammen, was zu einer rascheren Heilung beiträgt und das Risiko von Nachblutungen reduziert.

Unterstützung bei der Gewichtsabnahme

Fakt ist: Stillen ist ein energieintensiver Prozess. Die Produktion von Muttermilch verbraucht zusätzliche Kalorien, was eine Gewichtsabnahme nach der Geburt in der Theorie unterstützen kann. Zwar nehmen Mütter, die stillen, häufig schneller ab, jedoch lässt sich das nicht pauschalisieren und auch die Wissenschaft ist sich hier uneinig.

Reduziertes Risiko für Brust- und Eierstockkrebs

Frauen, die stillen, haben ein geringeres Risiko, an Brust– und potenziell auch Eierstockkrebs zu erkranken (1). Stillen hemmt den Eisprung und damit auch die hormonellen Schwankungen, die das Brustgewebe beeinflussen können. Insbesondere das Langzeitstillen (Stilldauer > 12 Monate) kann einen schützenden Effekt gegenüber Brustkrebs bieten (1).

Stillen senkt das Risiko des plötzlichen Kindstod

Der plötzliche Kindstod (SIDS – Sudden Infant Death Syndrome) ist eine der größten Ängste von Eltern. Dabei handelt es sich um das unerwartete und ungeklärte Sterben eines scheinbar gesunden Babys, meistens während des Schlafs. Trotz intensiver Forschung sind die genauen Ursachen für SIDS noch nicht vollständig geklärt. Allerdings konnte gezeigt werden, dass Stillen das Risiko deutlich senken kann (6).

Häufigeres Aufwachen als Schutzmechanismus

Studien zeigen, dass gestillte Babys in der Nacht häufiger aufwachen und weniger lange Tiefschlafphasen haben (6). Dies kann ein Schutzmechanismus sein, da ein zu tiefes Schlafen das Risiko für Atemaussetzer erhöhen kann. Häufigeres Erwachen und kürzere Schlafphasen helfen, die Atemwege des Babys aktiv zu halten und die Wahrscheinlichkeit für Atemstillstände zu reduzieren.

Indirekte Schutzfaktoren durch das Stillen

Neben den direkten physiologischen Vorteilen des Stillens gibt es auch indirekte Faktoren, die das Risiko für SIDS verringern können. Stillen fördert den engen Körperkontakt zwischen Mutter und Kind, was wiederum die Wachsamkeit der Mutter erhöht. Stillende Mütter schlafen in der Regel leichter und sind auf kleinste Veränderungen im Schlafverhalten ihres Babys sensibilisiert.

Wissenswertes rund um den plötzlichen Kindstod

Allerdings ist Stillen nur ein Faktor, der das Risiko des plötzlichen Kindstods beeinflusst.

Darauf sollte man unter anderem zusätzlich achten:

  • Rückenlage bevorzugen
  • feste Unterlage im Bett und keine Kissen, Stofftiere etc.
  • Schlafsack in geeigneter Größe
  • Temperatur im Schlafzimmer von 16-18°C
  • Rauchfreie Umgebung des Kindes

Stillen sorgt für emotionale Stabilität und Bindung

Stillen bedeutet nicht nur eine körperliche, sondern auch eine emotionale Verbindung zwischen Mutter und Kind. Es fördert das Gefühl von Sicherheit sowie Geborgenheit und trägt zur emotionalen Stabilität bei.

Ausschüttung von Oxytocin: Das Kuschelhormon

Beim Stillen wird das Hormon Oxytocin freigesetzt, das sowohl bei der Mutter als auch beim Baby für Entspannung und Wohlbefinden sorgt. Oxytocin, auch als “Geburts-” oder „Kuschelhormon“ bekannt, fördert die Bindung zwischen Mutter und Kind reduziert zudem Stress. Für die Mutter wirkt es zusätzlich wehenfördernd, unterstützt die Rückbildung der Gebärmutter nach der Geburt und unterstützt die Milchbildung.

Beruhigende Wirkung auf das Baby

Das Saugen an der Brust beruhigt das Baby und gibt ihm das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Gerade in stressigen Phasen, wie beim Zahnen oder bei Unruhe, kann das Stillen eine beruhigende Wirkung auf das Kind haben.

Förderung der Mutter-Kind-Bindung

Der enge Haut-zu-Haut-Kontakt beim Stillen fördert die Ausschüttung von Bindungshormonen und stärkt das Vertrauen zwischen Mutter und Kind. Diese intensive Nähe ist eine einzigartige Gelegenheit, die Beziehung zu deinem Baby zu vertiefen und eine starke emotionale Basis zu schaffen, die sich positiv auf die spätere soziale und emotionale Entwicklung auswirkt.

Wichtig ist hier klarzustellen, dass es für eine starke Bindung aber nicht einzig und allein das Stillen braucht. Hier spielen auch viele weitere Faktoren eine Rolle. Das bedeutet also nicht direkt im Umkehrschluss, dass das Füttern von Formula-Nahrung zu einer schlechteren Mutter-Kind-Bindung führt.

Stillen ist eine wertvolle Grundlage für die Gesundheit von Mutter und Kind

Stillen bietet eine einzigartige Kombination aus Nährstoffen, Unterstützung des Immunsystems und emotionaler Bindung. Es ist nicht nur die natürlichste Form der Ernährung, sondern auch jene, die sowohl für Baby als auch Mutter die meisten gesundheitlichen Vorteile bietet.

Gerade wenn das Stillen vielleicht nicht so klappt, wie man es sich vorgestellt hat, ist es sinnvoll, sich Unterstützung zu suchen. Viele Hebammen und Stillberaterinnen können hier wichtige Impulse und Hilfestellung geben, um die eigenen Herausforderungen beim Stillen zu überwinden. Und es lohnt sich: Stillen trägt zur Gesundheit und Entwicklung deines Kindes bei und auch deine eigene Gesundheit als Mutter profitiert davon.

(1) Victora CG, Bahl R, Barros AJ, França GV, Horton S, Krasevec J, et al. Breastfeeding in the 21st century: epidemiology, mechanisms, and lifelong effect. Lancet. 2016;387(10017):475-90.
(2) Eriksen KG, Christensen SH, Lind MV, Michaelsen KF. Human milk composition and infant growth. Curr Opin Clin Nutr Metab Care. 2018;21(3):200-6.
(3) Weber M, Grote V, Closa-Monasterolo R, Escribano J, Langhendries JP, Dain E, et al. Lower protein content in infant formula reduces BMI and obesity risk at school age: follow-up of a randomized trial. Am J Clin Nutr. 2014;99(5):1041-51.
(4) Horta BL, Loret de Mola C, Victora CG. Breastfeeding and intelligence: a systematic review and meta-analysis. Acta Paediatr. 2015;104(467):14-9.
(5) Kintossou AK, Blanco-Lopez J, Iguacel I, Pisanu S, Almeida CCB, Steliarova-Foucher E, et al. Early Life Nutrition Factors and Risk of Acute Leukemia in Children: Systematic Review and Meta-Analysis. Nutrients. 2023;15(17).
(6) Moon RY. SIDS and Other Sleep-Related Infant Deaths: Evidence Base for 2016 Updated Recommendations for a Safe Infant Sleeping Environment. Pediatrics. 2016;138(5).

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