Während der Beikost stoßen viele Eltern auf den Rat, Saft in den Babybrei zu mischen. Auch in vielen gängigen Beikostplänen und dem klassischen Breifahrplan wird Obstsaft häufig als wichtiger Bestandteil empfohlen.
In diesem Artikel erfährst du, warum Saft in der Beikost nicht wirklich empfehlenswert ist und welche Alternativen es gibt.
Was steckt hinter der Empfehlung, Saft in den Babybrei zu geben?
Du kennst sicherlich den typischen Mittagsbrei nach dem Breifahrplan – entweder mit Fleisch oder Getreide.
Fleisch stellt dabei einen möglichen Eisenlieferant in der Beikost dar.
Da die Eisenspeicher deines Babys nach dem sechsten Lebensmonat zunehmend zur Neige gehen, ist eine ausreichende Eisenversorgung besonders relevant. Um einem Eisenmangel vorzubeugen, ist es daher umso wichtiger, genügend Eisen über die Ernährung aufzunehmen. Mehr zum Thema Eisenmangel findest du in diesem Artikel.
Die vegetarische Alternative im Plan ersetzt Fleisch durch Getreide. Zwar enthält auch Getreide Eisen, jedoch in geringeren Mengen. Um die Eisenaufnahme zu verbessern, wird oft empfohlen, dem Gemüse-Kartoffel-Getreide-Brei etwas Obstsaft hinzuzufügen.
Ist Saft wichtig in der Beikost?
Eigentlich geht es nicht um den Saft an sich, sondern um das darin enthaltene Vitamin C. Pflanzliches Eisen aus Getreide wird vom Körper weniger gut aufgenommen. Vitamin C kann jedoch die Aufnahme von pflanzlichem Eisen erheblich verbessern. Wichtig ist hierbei, dass der Saft erst nach dem Erwärmen und kurz vor dem Servieren in den Brei kommt, da sonst ein Großteil des Vitamin C verloren geht.
Auch beim klassischen Mittagsbrei mit Fleisch wird übrigens die Zugabe von Obstsaft empfohlen. Und das, obwohl Fleisch das sogenannte Häm-Eisen enthält, welches der Körper besser aufnehmen kann als pflanzliches Eisen.
Der Klassiker: Orangensaft im Babybrei für Vitamin C
Ein häufiger Tipp lautet, zwei bis drei Esslöffel (ca. 30 ml) Orangensaft in den Brei zu geben. Doch Orangen enthalten weniger Vitamin C, als oft angenommen wird. Zudem nimmt der Vitamin-C-Gehalt durch Hitze und lange Lagerung zum Teil ab.
Manchmal wird auch Zitronensaft empfohlen, der für seinen hohen Vitamin-C-Gehalt bekannt ist. Es gibt zudem spezielle Beikostsäfte wie Apfel- oder Birnensaft. Diese Fruchtsäfte enthalten allerdings natürlicherweise nur wenig Vitamin C, weshalb häufig zusätzliches Vitamin C zugesetzt wird. Sie kommen oft zum Einsatz, wenn Babys aufgrund der Fruchtsäure im Orangensaft empfindlich reagieren, zum Beispiel durch einen wunden Po.
Ist Saft überhaupt für dein Baby geeignet?
Unabhängig von der Fruchtsorte gilt: Saft ist kein gesundes und damit kein empfehlenswertes Lebensmittel für die Beikost. Es gibt mehrere Gründe, warum du auf Saft im Babybrei verzichten solltest.
Obstsaft enthält viel Zucker
Obwohl Obstsaft Vitamin C liefert, enthält er auch große Mengen Zucker: So enthält beispielsweise ein Glas Orangensaft eine ähnliche Menge Zucker wie ein Glas Cola. Auch ist der in Saft enthaltene Fruchtzucker nicht automatisch gesünder als gewöhnlicher Zucker. Insbesondere, wenn der Zucker von den anderen Bestandteilen der Frucht gelöst vorliegt, wirkt er im Körper ähnlich wie üblicher Haushaltszucker. Mehr zum Thema Fruchtzucker für Kinder erfährst du in diesem Artikel.
Gerade in der Beikost ist es besonders wichtig, den Zuckerkonsum gering zu halten. Schließlich soll das Baby nicht an etwas gewöhnt werden, was als potenziell gesundheitsschädlich anzusehen ist und unter anderem Übergewicht fördert (1).
Die American Academy of Pediatrics empfiehlt deshalb, im ersten Lebensjahr vollständig auf gesüßte und zuckerhaltige Getränke, einschließlich Fruchtsäfte, zu verzichten (2).
Saft erhöht die Gefahr für Karies
Der hohe Zuckergehalt in Fruchtsäften birgt ein weiteres Problem: Er erhöht das Risiko für Karies (3).
Der Fruchtzucker aus Saft wird im Mund von Bakterien genauso wie normaler Zucker abgebaut, wobei Säuren entstehen, die den Zahnschmelz angreifen. Dies kann die Entstehung von Karies begünstigen.
Auch wenn dein Baby noch nicht viele Zähne hat, ist Zahngesundheit von Anfang an wichtig. Karies an den Milchzähnen kann auch die bleibenden Zähne schädigen.
Besonders problematisch ist es, wenn Babys regelmäßig Saft trinken oder aus einer Nuckelflasche am Saft saugen (2). Dauerhaftes Nuckeln verstärkt die schädliche Wirkung auf den Zahnschmelz zusätzlich (2).
Das Problem: jeder Brei schmeckt nach Saft
Ein weiterer Nachteil von etwas Saft in jedem Brei ist, dass er den Geschmack dominiert. Dein Baby gewöhnt sich schnell an den süßen, fruchtigen Geschmack und der natürliche Geschmack von Gemüse, Getreide & Co. tritt in den Hintergrund. Auch schmeckt so jeder Brei auch immer ein wenig nach dem Saft.
Dies kann dazu führen, dass Kinder von Beginn an den süßlichen Geschmack kennen und lieben lernen. Diese Vorliebe kann später dazu führen, dass dein Kind besonders gerne zu süßen Lebensmittel greift, was langfristig nicht förderlich für die Gesundheit ist.
Außerdem dient die Beikostphase unter anderem dazu, deinem Baby eine breite Palette an Geschmacksrichtungen nahe zu bringen. Wenn jeder Brei nach Saft schmeckt, sinkt dadurch auch die Vielfalt an Geschmacksrichtungen. Das kann auch Einfluss darauf haben, wie dein Kind später herzhafte oder bittere Lebensmittel akzeptiert.
Welche Alternativen zu Saft im Mittagsbrei gibt es?
Glücklicherweise gibt es gesündere Alternativen zu Obstsaft im Brei. Stattdessen kannst du frisch zubereitetes Obstmus verwenden, das durch seine Ballaststoffe und Nährstoffe deutlich gesünder ist. Auch weiche Obststücke oder geriebenes Obst sind eine gesündere Alternative.
Um den Eisenbedarf deines Babys zu decken, greife auf Vitamin-C-reiche Obstsorten wie Zitrusfrüchte zurück. Auch Beeren sind besonders reich an Vitamin C.
Aber nicht nur Obst enthält Vitamin C. Auch viele Gemüsesorten enthalten Vitamin C und können in Form von Gemüsebrei angeboten werden.
In unserer kostenlosen Übersicht zum Beikoststart findest du unsere Empfehlung zu den 10 besten Lebensmittel für einen gesunden Beikoststart. Auch bekommst du praktisches Nährstoffwissen zu den einzelnen Lebensmitteln, unter anderem auch zu Vitamin C. Die Übersicht kannst du dir hier für 0€ herunterladen.
Ab wann ist Saft für Babys dann geeignet?
Saft sollte frühestens ab dem ersten Lebensjahr in kleinen Mengen und stark verdünnt angeboten werden. Auch dann sollte Saft nicht regelmäßig angeboten werden, sondern eher als gelegentliche Ergänzung angesehen werden.
Generell ist es ratsam, so lange wie möglich auf Saft zu verzichten. Frisches Obst ist weiterhin die bessere Wahl, da es neben Vitamin C auch wertvolle Ballaststoffe und weitere Nährstoffe liefert. Zudem ist der Zucker in einer ganzen Frucht gesünder als im Saft.
Wichtiges auf einen Blick
- Laut den gängigen Empfehlungen soll Babybrei mit Fruchtsaft ergänzt werden, damit das Eisen im Brei besser aufgenommen werden kann. Eisen ist gerade in der Beikost ein besonders wichtiger Nährstoff für Säuglinge.
- Saft im Brei ist in vielerlei Hinsicht nicht gesund. Er kann durch andere Vitamin C-haltige Lebensmittel ersetzt werden, die die Eisenaufnahme ebenso fördern.
- Auch Saft ohne Zuckerzusatz enthält viel Zucker (Fructose) und erhöht das Risiko für Karies und Übergewicht.
- Der süße Geschmack von Saft überdeckt den natürlichen Geschmack des Breis und erschwert das Kennenlernen einer Geschmacksvielfalt.
- Saft sollte frühestens ab dem ersten Lebensjahr in stark verdünnter Form angeboten werden – besser noch später und generell selten.
Quellen
(1) Azevedo-Martins AK, Santos MP, Abayomi J, Ferreira NJR, Evangelista FS. The Impact of Excessive Fructose Intake on Adipose Tissue and the Development of Childhood Obesity. Nutrients. 2024;16(7).
(2) Heyman MB, Abrams SA, SECTION ON GASTROENTEROLOGY H, NUTRITION, NUTRITION CO, Heitlinger LA, et al. Fruit Juice in Infants, Children, and Adolescents: Current Recommendations. Pediatrics. 2017;139(6).
(3) Fidler Mis N, Braegger C, Bronsky J, Campoy C, Domellöf M, Embleton ND, et al. Sugar in Infants, Children and Adolescents: A Position Paper of the European Society for Paediatric Gastroenterology, Hepatology and Nutrition Committee on Nutrition. J Pediatr Gastroenterol Nutr. 2017;65(6):681-96.
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