Zuckeralternativen für Kinder: Ist der Zuckerersatz mit Xylit, Erythrit und Stevia wirklich gesund?

Zucker ist längst ein wichtiges Thema für Familien. Denn die meisten Kinder essen zu viel Zucker. Um den Zuckerkonsum zu reduzieren, greifen viele zu Alternativen wie Erythrit, Xylit oder Stevia. Diese klingen oft vielversprechend: sie sind kalorienarm oder kalorienfrei und es besteht kein Karies-Problem. Doch sind diese Zuckeraustauschstoffe wirklich eine gesunde Alternative für Kinder? Die wissenschaftliche Datenlage ist nicht eindeutig. Neueren Studien geben Hinweise auf mögliche Auswirkungen auf den Stoffwechsel, das Mikrobiom oder die Blutgerinnung. Doch noch ist es zu früh, klare Aussagen treffen zu können und gerade die Wirkung im Kindesalter ist wenig untersucht. Was hinter den Zuckeralternativen steckt und was wirklich die beste Alternative für Kinder ist, besprechen wir in dieser Podcastfolge.

Xylit, Erythrit und Stevia - Was steckt hinter den Zuckeralternativen?

Hier bekommst du einen kompakten Überblick:

Erythrit ist ein Zuckeralkohol und auch zu finden unter der E-Nummer E 968. Er wird industriell meist relativ aufwändig aus Mais mit Hilfe von Pilzen und Hefen in Erythrit umgewandelt. Ein “natürlicher” Zuckerersatzstoff ist Erythrit also nicht. Er ist 30-40% weniger süß im Vergleich zu Haushaltszucker, aber liefert dabei nur 20kcal pro 100g. Im Vergleich: Haushaltszucker enthält knapp 400kcal pro 100g. Erythrit wird im Dünndarm fast komplett aufgenommen, gelangt in den Blutkreislauf und wird über den Urin ausgeschieden. Dabei wirkt er quasi nicht auf den Blutzuckerspiegel. Was die Verdauung betrifft, gilt Erythrit als vergleichsweise gut verträglich. Andere Zuckeralkohole verursachen häufiger Blähungen oder Durchfall. Jedoch gab es in einer Studie von 2023 Hinweise auf mögliche Effekte auf die Blutgerinnung und einen Zusammenhang zu erhöhtem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Wichtig ist: diese Studien haben nur Zusammenhänge beobachtet und die Aussage, „Erythrit ist gesundheitsschädlich“ wäre ganz klar falsch. Aber auch wenn diese Beobachtungen nicht automatisch bedeuten, dass Erythrit gefährlich ist, zeigen sie: es braucht weitere Forschung, um hier eine klare und sichere Aussage treffen zu können. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit hält Erythrit weiterhin als sicher, wenn die Aufnahme unterhalb von etwa 0,5 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag liegt.

Xylit, auch bekannt als Birkenzucker oder E 967, ist ebenfalls ein Zuckeralkohol und enthält ungefähr halb so viele Kalorien wie Haushaltszucker und hat eine vergleichbare Süßkraft. Deshalb wird Xylit gerne in Rezepten als Ersatz für Zucker verwendet. Ursprünglich wurde er tatsächlich aus Birkenrinde gewonnen, heute meist aus Mais- oder Holzresten, also pflanzlichen Rohstoffen, die in einem aufwändigen Prozess mit Säuren oder Laugen verarbeitet werden. Dieser Prozess ist dabei deutlich weniger natürlich als der natürlich klingende Name “Birkenzucker” vermuten lässt. Besonders bekannt ist Xylit im Rahmen der Zahngesundheit: Xylit hemmt die kariesfördernde Bakterien Streptococcus mutans und zeigt sich in Studien wirksam bei der Kariesprävention. Im Körper wirkt er etwas anders als Erythrit: auch Xylit lässt den Blutzuckerspiegel kaum ansteigen, allerdings gelangt Xylit auch teilweise in den Dickdarm.  Die dort angesiedelten Bakterien verstoffwechseln das Süßungsmittel und produzieren dabei Gase und Wasser. Deshalb führt Xylit häufig zu Nebenwirkungen wie Blähungen und Durchfall. Gerade bei Kindern sollte man mit der Menge also durchaus vorsichtig sein. Produkte mit mehr als zehn Prozent Xylit müssen gesetzlich auch den Hinweis tragen: „Kann bei übermäßigem Verzehr abführend wirken.“ Zudem gibt es erste Hinweise, dass auch Xylit die Blutgerinnung beeinflussen könnte. Für Hunde ist Xylit übrigens hochgiftig.

Stevia ist kein Zuckeraustauschstoff, sondern ein klassischer Süßstoff. Auf der Zutatenliste findet man Stevia auch als E 960. Stevia wird aus den Blättern einer gleichnamigen südamerikanischen Pflanze gewonnen und ist erst seit 2011 als Süßstoff erlaubt. Der Rohstoff Stevia ist also natürlichen Ursprungs, aber mit Natürlichkeit hat das hochverarbeitete Süßungsmittel nichts mehr zu tun. Die sogenannten Steviolglykoside sind bis zu 300-mal süßer als Zucker, liefern aber keine Kalorien und beeinflussen den Blutzuckerspiegel gar nicht. Zum Backen ist Stevia wenig geeignet, da man nur ganz kleine Mengen verwenden kann und der metallische lakritzartige Geschmack oft als störend wahrgenommen wird. Wichtig ist es, bei Stevia die zugelassene Höchstmenge von 4mg pro Kilogramm Körpergewicht zu beachten. Nur bei Einhaltung dieser Höchstmenge gilt Stevia aktuell als unbedenklich. Da Stevia mittlerweile aber in vielen Lebensmitteln versteckt ist, können gerade Kinder diese Höchstmenge leicht überschreiten. Hier ist ein wachsames Auge also sinnvoll. Außerdem stellt sich die Frage, ob es solch ein Produkt, bei dem es eine Höchstmenge und keine Langzeitstudien gibt, wirklich in der Kinderernährung braucht.

Das erfährst du in der Podcastfolge

  • Was genau hinter Xylit, Erythrit und Stevia steckt und wie sie im Körper wirken
  • Warum Zuckeralternativen besser für die Zahngesundheit sind
  • Wie “natürlich” Stevia wirklich ist und was hinter dem Süßstoff steckt
  • Welche Nebenwirkungen von Zuckeralternativen du unbedingt kennen solltest
  • Welchen großen Nachteil Zuckeralternativen haben und was wirklich sinnvoll ist

Sind Süßungsmittel und Zuckeralternativen für Kinder wirklich besser als Haushaltszucker?

Auch wenn Zuckeralternativen weniger Kalorien enthalten und den Blutzucker nicht beeinflussen, lösen sie im Gehirn dennoch das gleiche Belohnungssystem aus. Für Kinder bedeutet das: Sie gewöhnen sich weiterhin an einen intensiven Süßgeschmack. Das erschwert es dann im Alltag, Kinder für natürliche, weniger süße Lebensmittel zu begeistern. Außerdem kann es dazu führen, dass Kinder generell viel Süßes verlangen und nicht nur mehr Produkte mit Zuckeralternativen, sondern auch mehr Produkte mit echtem Haushaltszucker essen. Klar ist: Zucker ist nicht gesund und die meisten Kinder essen zu viel davon. Ein zu hoher Zuckerkonsum gilt als einer der wichtigsten Risikofaktoren für Übergewicht, Diabetes und Karies. Was ist nun also der richtige Weg? Ein bewusster Umgang mit Süße insgesamt! Um langfristig weniger Zucker zu essen, ist es sinnvoller und gesünder, Zucker nicht zu ersetzen, sondern sich nach und nach von Süße zu entwöhnen. Das heißt nicht, dass Kinder nie wieder etwas Süßes essen sollen. Vielmehr geht es darum, dass Kinder sich an den weniger süßen Geschmack von natürlicher Süße gewöhnen und auch akzeptieren, wenn Lebensmittel nicht so stark gesüßt sind. Ganz praktisch kann das bedeuten, dass es im Alltag weniger gesüßte Leckereien gibt, die zum Beispiel nur mit der Süße aus Obst oder Trockenfrüchten auskommen. Eltern, die diesen Weg gehen, berichten häufig, dass ihre Kinder später sogar stark gesüßte Kuchen oder Getränke als „zu süß“ empfinden. Das zeigt, wie sehr sich Geschmack antrainieren lässt – positiv wie auch negativ. Mehr Tipps zu einem gesunden Umgang mit Zucker erfährst du in der Podcastfolge und in diesem Artikel zum Thema „Zucker für Kinder: 5 Tipps, um den Zuckerkonsum zu reduzieren“. Ein weiterer Vorteil dieser Ernährungsweise: Je natürlicher ein Mensch isst, desto besser kann er spüren, was ihm guttut. Genau das gilt auch für Kinder! Ein Kind, das regelmäßig Hülsenfrüchte, Obst, Vollkorn oder gute Fette probieren kann, wird mit der Zeit ganz selbstverständlich danach verlangen. Gleichzeitig kann man Stück für Stück stark verarbeitete Lebensmittel aus dem Alltag streichen. Produkte mit Zusatzstoffen, künstlichen Aromen oder Geschmacksverstärkern können langfristig die Geschmackswahrnehmung verändern. Deshalb lohnt es sich, achtsam mit diesen Zutaten umzugehen und sie nach und nach zu reduzieren. Das muss nicht dogmatisch sein, sondern bewusst. So entstehen neue Routinen, die gesund sind und sich trotzdem gut anfühlen. Wenn du Inspiration suchst, wie du mehr natürliche Lebensmittel in die Ernährung integrierst und mit Genuss deiner Familie zeigen kannst, wie toll es sich anfühlt, sich gesund zu ernähren, schau dir unsere Rezepte-eBooks an. Darin findest du die besten Rezepte für Kinder und die ganze Familie.
Hör dir für mehr Infos also die Podcastfolge an und schreib uns gern auf Instagram, welche Erfahrungen du mit Zuckeralternativen gemacht hast und wie ihr das Thema Süßes bei euch Zuhause angeht. Gesundheit beginnt bei dir,
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🎧 Jetzt reinhören und wertvolle Tipps für dein Kind entdecken

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Höre dir die Podcastfolge an und erfahre, was du zu Zuckeralternativen wissen solltest und was der gesündeste und langfristig beste Weg für dein Kind ist.

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Suez J, Cohen Y, Valdés-Mas R, Mor U, Dori-Bachash M, Federici S, Zmora N, Leshem A, Heinemann M, Linevsky R, Zur M, Ben-Zeev Brik R, Bukimer A, Eliyahu-Miller S, Metz A, Fischbein R, Sharov O, Malitsky S, Itkin M, Stettner N, Harmelin A, Shapiro H, Stein-Thoeringer CK, Segal E, Elinav E. Personalized microbiome-driven effects of non-nutritive sweeteners on human glucose tolerance. Cell. 2022 Sep 1;185(18):3307-3328.e19. doi: 10.1016/j.cell.2022.07.016. Epub 2022 Aug 19. PMID: 35987213.

EFSA Panel on Food Additives and Flavourings (FAF); Younes M, Aquilina G, Degen G, Engel KH, Fowler P, Frutos Fernandez MJ, Fürst P, Gundert-Remy U, Gürtler R, Husøy T, Manco M, Mennes W, Passamonti S, Moldeus P, Shah R, Waalkens-Berendsen I, Wright M, Barat Baviera JM, Gott D, Herman L, Leblanc JC, Wölfle D, Entrena JA, Consuelo C, Mech A, Multari S, Palaniappan V, Ruggeri L, Smeraldi C, Tard A, Castle L. Safety evaluation of the food additive steviol glycosides, predominantly Rebaudioside M, produced by fermentation using *Yarrowia lipolytica*VRM. EFSA J. 2023 Dec 20;21(12):e8387. doi: 10.2903/j.efsa.2023.8387. PMID: 38125973; PMCID: PMC10731492.

Witkowski M, Nemet I, Alamri H, Wilcox J, Gupta N, Nimer N, Haghikia A, Li XS, Wu Y, Saha PP, Demuth I, König M, Steinhagen-Thiessen E, Cajka T, Fiehn O, Landmesser U, Tang WHW, Hazen SL. The artificial sweetener erythritol and cardiovascular event risk. Nat Med. 2023 Mar;29(3):710-718. doi: 10.1038/s41591-023-02223-9. Epub 2023 Feb 27. PMID: 36849732; PMCID: PMC10334259.

Janakiram C, Deepan Kumar CV, Joseph J. Xylitol in preventing dental caries: A systematic review and meta-analyses. J Nat Sci Biol Med. 2017 Jan-Jun;8(1):16-21. doi: 10.4103/0976-9668.198344. PMID: 28250669; PMCID: PMC5320817.

EFSA: “Neubewertung von Erythrit (E 968) als Lebensmittelzusatzstoff” unter https://www.efsa.europa.eu/de/plain-language-summary/re-evaluation-erythritol-e-968-food-additive (abgerufen am 21.10.2025)

FAQ

Agavendicksaft, Ahornsirup, Honig und Co. haben trotz ihres natürlichen Images einen hohen Zuckergehalt und wirken ähnlich wie Haushaltszucker. Es gibt es auch Zuckeralternativen, die weniger auf den Blutzuckerspiegel wirken und deutlich weniger Kalorien liefern. Diese Zuckeralternativen lassen sich grob in zwei Gruppen einteilen: Zuckeralkohole wie Erythrit und Xylit sowie Süßstoffe wie Stevia. Alle drei gelten bei Einhaltung der empfohlenen Mengen als sicher. Doch wie sich diese Stoffe tatsächlich im Körper verhalten, ist komplexer, als es oft scheint. Die wissenschaftliche Datenlage ist keineswegs eindeutig. In neueren Studien zeigen sich mögliche Auswirkungen auf den Stoffwechsel, das Mikrobiom oder die Blutgerinnung und gerade bei Kinder fehlen aussagekräftige Langzeitstudien.

Damit Kinder weniger Zucker verlangen, sind Verbote wenig sinnvoll und auch Zucker einfach durch zuckerfreie Ersatzstoffe zu ersetzen, ist nicht die Lösung. Die langfristig wirksamste Methode ist die schrittweise Gewöhnung an weniger Süße. Kinder entwickeln ihren Geschmack erst noch. Je häufiger sie also natürliche, weniger süße Lebensmittel essen, desto eher akzeptieren und mögen sie diese. Statt Süßes komplett zu streichen, ist es sinnvoller, nach und nach den Zuckergehalt in Rezepten zu reduzieren und auf natürliche Zutaten wie reifes Obst oder Trockenfrüchte zu setzen. Das Wichtigste ist dabei ein gesunder Umgang mit Zucker, sodass Süßes gar nicht mehr so interessant ist. Einen hilfreichen Artikel mit Tipps findest du hier und gesunde Rezepte ohne Industriezucker und dafür mit vielen Nährstoffen findest du in unseren eBooks.

Einen idealen Ersatz für Zucker gibt es leider nicht. Zucker und auch Alternativen wie Agavendicksaft, Ahornsirup oder Kokosblütenzucker sind nicht gesund und sollten nur in Maßen konsumiert werden. Ab und an sind sie kein Problem, aber sie sind nicht für den alltäglichen Konsum geeignet. Aber auch Zuckeraustauschstoffe und Süßstoffe sind keine besonders gute Option, obwohl sie zuckerfrei sind. Dafür fehlen aussagekräftige Studien über Langzeitwirkungen bei Kindern und teilweise können bereits geringe Mengen zu Nebenwirkungen führen. Deswegen ist es der beste Weg, Kindern früh zu zeigen, dass es auch weniger süß richtig lecker sein kann. Im Alltag eignet sich dafür die Süße aus reifem Obst oder Trockenfrüchten in angemessenen Mengen.  Diese Lebensmittel bringen immerhin nicht nur Süße, sondern auch Ballaststoffe, Vitamine und einige Mineralstoffe mit sich. Rezeptideen dafür findest du hier.

Mit unseren leckeren und einfachen Rezepten fällt es dir leicht, gesunde Gerichte zu servieren, die dein Kind begeistern und gleichzeitig mit den wichtigen Nährstoffen versorgen, die es braucht.

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Hinweis:
Die bereitgestellten Inhalte dienen ausschließlich Informations- und Bildungszwecken und stellen keinen Ersatz für therapeutische und medizinische Beratung dar. Mehr Informationen