Muttermilch ist mehr als nur nährstoffreiches Nahrungsmittel - sie ist ein Multitalent!
Dieses einzigartige Nahrungsmittel für Säuglinge und Kleinkinder wird leider viel zu oft unterschätzt. Dabei hat Muttermilch so viel zu bieten. In diesem Blog-Artikel haben wir für dich besonders interessante und außergewöhnliche Fakten rund um Muttermilch zusammengestellt, die zeigen, warum sie mehr ist als nur Nahrung. Über weitere gesundheitliche Vorteile von Muttermilch kannst du gerne mehr in diesem Blog-Artikel nachlesen.
Los geht’s mit den Fakten rund um das Multitalent Muttermilch.
#1 Muttermilch verändert sich bei Wachstumsschüben und Krankheit.
Muttermilch ist nicht immer gleich – sie passt sich individuell an, je nach Bedürfnissen des Kindes. Während typischen Wachstumsphasen, wenn das Baby mehr Energie und Nährstoffe benötigt, passt sich die Milchproduktion entsprechend an (1). Auch bei Erkrankungen des Babys verändert sich die Zusammensetzung der Muttermilch. Sie enthält dann mehr Antikörper und schützende Substanzen, um das Immunsystem des Babys zu unterstützen. Darüber hinaus passt das mütterliche Immunsystem diese Zusammensetzung von Antikörpern und Co. individuell je nach Krankheitserreger an. Das Kind bekommt bei jeder Stillmahlzeit sozusagen das perfekt abgestimmte, individuelle “Immunsystem-Update” (2).
Diese Anpassungsfähigkeit ist einzigartig und zeigt, wie perfekt die Muttermilch auf die Bedürfnisse des Kindes abgestimmt ist.
#2 Muttermilch ist im Sommer auch ein Durstlöscher.
Muttermilch besteht zu 87% aus Wasser. Zu Beginn einer Stillmahlzeit ist die Milch wässriger und enthält mehr Kohlenhydrate, um den Durst des Babys zu stillen. Am Ende der Stillmahlzeit ist sie hingegen fettreicher, um die Sättigung des Babys zu fördern. Diese zwei Phasen werden in Vordermilch und Hintermilch unterteilt. Dies ist übrigens auch der Grund, warum Säuglinge bei Hitze oder Fieber häufiger angelegt werden sollten. Denn genau dieses häufige kurze Stillen liefert dem Baby immer wieder wässrige Milch, um den erhöhten Durst zu stillen.
In den ersten 6 Lebensmonaten ist zusätzliches Wasser oder Tee neben der Milchnahrung also nicht notwendig. Das könnte zudem den Flüssigkeits- und Salzhaushalt des Säuglings durcheinanderbringen, was potentiell lebensbedrohlich sein kann. In diesem Artikel findest du mehr Infos zu Wasser und Trinkmengen bei Kindern.
#3 Kolostrum: ein Boost für das Immunsystem des Neugeborenen
In den ersten Tagen nach der Geburt – ungefähr bis zum dritten Lebenstag – wird eine spezielle Art von Muttermilch produziert: die Vormilch, auch Kolostrum genannt. Diese dickflüssige Vormilch ist besonders reich an Stoffen, die das Neugeborene vor Infektionen schützen soll. So enthält sie zum Beispiel weiße Blutkörperchen, welche direkt der Immunabwehr dienen. Auch beinhaltet sie Antikörper: Die Vormilch enthält 12x mehr Antikörper (von IgA-Typ) als die spätere Muttermilch.
Zudem enthält diese erste Muttermilch besonders viele Stoffe, sogenannte Präbiotika, die dabei unterstützen, eine gesunde Darmflora aufzubauen – ein wichtiger Faktor für ein starkes Immunsystem. Sozusagen ein Immunsystem-Boost für einen guten Start ins Leben.
Übrigens: Ungefähr vier Tage nach der Geburt geht die Vormilch in die Übergangsmilch über. Ab Woche drei wird dann die reife Muttermilch produziert.
#4 Stillen verbraucht eine Menge Kalorien
Beim Stillen benötigt der Körper der Mutter zusätzliche Energie für die Milchproduktion. Deswegen erhöht sich in der Stillzeit auch der Kalorienverbrauch der Mutter um ca. 500 kcal pro Tag. Diese Zahl variiert natürlich je nach Milch- und Stillmenge. Diese Tatsache führt häufig zu vermehrtem Heißhunger, denn der Körper fordert diese zusätzliche Energie ein. Ein Schlafmangel begünstigt den Heißhunger zusätzlich. Um den erhöhten Energiebedarf auf gesunde Weise zu decken und den Heißhunger zu reduzieren, ist es sinnvoll, nährstoffreiche Lebensmittel in den Alltag zu integrieren. Besonders Snacks mit gesunden Fetten aus Nüsse und Samen sowie wertvollen Kohlenhydraten, als Energielieferanten, sind hier ideal.
Dafür eignen sich übrigens auch die Snacks aus unserem eBook “Kindersnacks für jeden Tag”, denn diese Snacks schmecken nicht nur den Kindern, sondern auch den Eltern. Besonders beliebt bei Müttern sind die Eisenbooster-Energyballs, die genau die richtige Mischung aus Energie und Nährstoffen liefern.
Auch bei den Hauptmahlzeiten kann es helfen, auf besonders ausgewogene, vollwertige Zutaten zu achten, die sättigen und auch noch wichtige Nährstoffe bieten. Schließlich ist auch der Nährstoffgehalt der Muttermilch zum Teil abhängig von der Ernährung der Mutter. Hier lohnt es sich ganz besonders auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung zu achten.
#5 Deine Muttermilch schmeckt nach deiner Ernährung
Muttermilch bietet nicht nur die perfekte Nährstoffzusammensetzung, sondern prägt auch den Geschmack deines Kindes. Denn Muttermilch schmeckt nicht immer gleich. Je nach Ernährung der Mutter verändert sich die Milch und ihr Geschmack. Dies führt dazu, dass das Baby über die Muttermilch bereits frühzeitig eine Vielzahl von Aromen kennenlernt. Babys, die gestillt werden, sind daher im späteren Leben oft aufgeschlossener gegenüber neuen Lebensmitteln. Diese frühe Prägung kann dazu beitragen, eine gesunde und abwechslungsreiche Ernährung zu fördern.
Diese spannende Prägung des Geschmackssinns beginnt übrigens noch früher: Schon das Fruchtwasser in der Gebärmutter nimmt den Geschmack der mütterlichen Ernährung an. Ein guter Grund also, besonders viele gesunde Lebensmittel zu essen. So kannst du deinem Kind schon eine gute Geschmacksbasis mit auf den Weg zu geben, auf die du dann in der Beikost aufbauen kannst.
Kleiner Einblick: Die Beikost als Chance
Falls du dir jetzt Gedanken machst, da du in der Schwangerschaft nicht besonders gesund gegessen hast oder du in der Stillzeit mehr Appetit auf Schokolade als auf Grünkohl hattest: Auch in der Beikost kannst du mit den richtigen Strategien und Ansätzen den Geschmack deines Kindes noch positiv prägen. Wir haben mit unserem Konzept schon viele Familien in der Beikost begleitet. Dabei durften wir miterleben, wie Kinder begeistert auf Frühlingszwiebeln, Brokkoli und Buschbohnen herumkauen und gesunde Lebensmittel von sich aus lieben.
#6 Muttermilch ist ein echtes Superfood für dein Baby
Die Zusammensetzung deiner Muttermilch ist eine einzigartige Mischung aus Nährstoffen, Immunzellen, Hormonen, Wachstumsfaktoren, Enzymen, guten Bakterien und vielem mehr. Alle Bestandteile sind speziell auf die Bedürfnisse sowie die gesunde Entwicklung eines wachsenden Säuglings abgestimmt.
Die perfekte Zusammensetzung der Muttermilch - kein Vergleich zur Kuhmilch
Muttermilch enthält alle wichtigen Makronährstoffe: Proteine, Fette und Kohlenhydrate. Die Proteine in der Muttermilch sind vor allem Molkeproteine, die leicht verdaulich sind und das Wachstum des Babys optimal unterstützen. Im Gegensatz dazu enthält Kuhmilch fast 4x mehr Eiweiß und zusätzlich das schwerer verdauliche Milchprotein Casein. Das ist einer der Gründe, warum Kuhmilch vor dem ersten Geburtstag als Getränk tabu ist.
Zudem enthält Muttermilch viele Fette. Diese sind ein guter Energielieferant, wichtig für die Entwicklung des Gehirns und der Augen. Welche Fettsäuren in der Muttermilch besonders vorkommen, ist abhängig von der Ernährung der Stillenden. Es lohnt sich also auch hier, auf hochwertige Fettquellen in der Ernährung zu achten.
Wichtig für's Wachstum: Vitamine und Mineralstoffe
Muttermilch enthält eine Vielzahl an Vitaminen für ein gesundes Aufwachsen. Der Gehalt an Vitamin D und K ist dabei nicht ausreichend für den kindlichen Bedarf. Daher wird üblicherweise nach der ersten Lebenswoche mit der Supplementation von Vitamin D begonnen. Vitamin K wird 3x im Rahmen der U-Untersuchungen als Prophylaxe verabreicht. Mineralstoffe wie Calcium, Eisen, Zink und Magnesium sind ebenfalls in der Muttermilch enthalten. Besonders interessant ist, dass das Eisen in der Muttermilch besser vom Körper des Babys aufgenommen wird als das Eisen aus Kuhmilch oder Säuglingsnahrung (3). Dies ist wichtig, da Eisen unter anderem für die Blutbildung und die kognitive Entwicklung notwendig ist.
Ab dem sechsten Lebensmonat reicht der Gehalt an Eisen in Muttermilch dann nicht mehr aus, um den Bedarf des Kindes zu decken. Zudem sind ungefähr in diesem Alter die Eisen-Reserven des Säuglings erschöpft. Deswegen ist es wichtig, nicht zu spät mit der Beikost zu starten und von Beginn an den Fokus auf eisenreiche Lebensmittel zu legen. Übrigens ist auch der Eisengehalt der Muttermilch von der Ernährung der Stillenden abhängig. Es lohnt sich also bewusst viele eisenreiche Lebensmittel zu konsumieren. Falls du Inspiration für eisenreiche und nährstoffoptimierte Gerichte suchst, ist unser Familienrezepte-eBook “Familientisch Voraus!” genau richtig für dich.
#7 Einmalige Zusammensetzung: Zucker und Bakterien in der Muttermilch sorgen für eine gesunde Darmflora.
Muttermilch fördert zudem die Entwicklung einer gesunden Darmflora. Diese spielt eine wichtige Rolle für die allgemeine Gesundheit.
Dafür enthält Muttermilch spezielle Zuckerarten, die sogenannten Humanmilch-Oligosaccharide. Diese fördern das Wachstum nützlicher Darmbakterien wie Bifidobakterien und Laktobazillen. Daneben enthält Muttermilch auch probiotische Bakterien, also “gute” Bakterien, die das Gleichgewicht der Bakterien im Darm direkt unterstützen können. Gestillte Kinder haben dadurch ein in der Regel stabileres Mikrobiom mit einer großen Anzahl an Darmbakterien. Eine gesunde Darmflora hat im Allgemeinen positive Auswirkungen auf unter anderem die Verdauung, das Immunsystem, die Gewichtsentwicklung, die Haut und die Psyche.
#8 Das mütterliche Immunsystem wird beim Stillen über Krankheitserreger informiert.
Wie oben bereits erwähnt, passt sich die Muttermilch im Fall von Erkrankungen des Kindes an. So enthält sie Bestandteile zur Immunabwehr, die direkt an das Kind weitergegeben werden. Hierbei gibt die Mutter jene „Abwehrstoffe“ ab, die ihr eigener Körper gerade gegen einen Krankheitserreger produziert. Da sie im engen Kontakt mit ihrem Kind steht, ist die Mutter höchstwahrscheinlich ähnlichen Krankheitserregern wie ihr Kind ausgesetzt.
Damit die Immunabwehr möglichst exakt gegen genau den Krankheitserreger des Kindes wirkt, hat sich die Natur einen speziellen Trick einfallen lassen: Während des Stillens kommt es beim Kind natürlicherweise zu einem Rückfließen von Milch aus seinem Magen in den Mundraum, auch physiologischer Reflux oder auch „Aufstoßen“ genannt (2). Dadurch können Informationen über den Krankheitserreger des Kindes zur Brustwarze der Mutter “transportiert” werden. Das mütterliche Immunsystem wird so über den genauen Erreger „informiert“ und kann Antikörper produzieren (2). Die Antikörper können dann wiederum über die Muttermilch an das Kind abgegeben werden.
Also quasi ein Informationsaustausch über die Brustwarze!
Muttermilch: Nicht einfach nur ein nährstoffreiches Lebensmittel
Diese außergewöhnlichen Fakten zeigen: Muttermilch ist ein Multitalent.
Ihre Zusammensetzung ändert sich nicht nur nach der Geburt und in den ersten Lebenstagen. Vielmehr passt sich die Muttermilch ständig an die individuellen Umstände von Mutter und Kind an. So facettenreich und individuell ist kein anderes Nahrungsmittel. Kein Wunder also, dass Muttermilch unumstritten die beste Nahrung für Säuglinge ist.
Quellen
(1) Eriksen KG, Christensen SH, Lind MV, Michaelsen KF. Human milk composition and infant growth. Curr Opin Clin Nutr Metab Care. 2018;21(3):200-6.
(2) Victora CG, Bahl R, Barros AJ, França GV, Horton S, Krasevec J, et al. Breastfeeding in the 21st century: epidemiology, mechanisms, and lifelong effect. Lancet. 2016;387(10017):475-90.
(3) Saarinen UM, Siimes MA, Dallman PR. Iron absorption in infants: high bioavailability of breast milk iron as indicated by the extrinsic tag method of iron absorption and by the concentration of serum ferritin. J Pediatr. 1977;91(1):36-9.
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