Informationen zum häufigsten Nährstoffmangel: dem Eisenmangel
Eisenmangel gehört zu den häufigsten Mangelerscheinungen weltweit. Besonders Kinder sind überproportional häufig betroffen und zählen daher zur Risikogruppe (1). Schätzungen zufolge litten im Jahr 2019 rund 269 Millionen Kinder an einem Eisenmangel, vor allem in Afrika und Südostasien (1). Doch auch in unseren Breiten ist ein Eisenmangel bei Kindern keineswegs selten (1).
Um bei diesem wichtigen Thema mehr Klarheit zu schaffen, erhältst du in diesem Artikel die wichtigsten Informationen rund um den Mikronährstoff Eisen. Du erfährst, was die häufigsten Ursachen und Anzeichen eines Eisenmangels bei Kindern sind und wie du einem solchen Eisenmangel am besten vorbeugen kannst.
Warum braucht der Körper überhaupt Eisen?
Als Spurenelement erfüllt Eisen im menschlichen Körper viele lebenswichtige Funktionen und ist gerade für Kinder für ein gesundes Aufwachsen von großer Bedeutung. Dabei kann Eisen nicht selbst vom Körper hergestellt werden, sondern muss mit der Nahrung aufgenommen werden. Eisen ist ein zentraler Bestandteil des Hämoglobins, des roten Blutfarbstoffs in unserem Blut, und dafür verantwortlich, den in den Lungenalveolen aufgenommenen Sauerstoff im Körper zu transportieren.
Ohne genügend Eisen kann der Körper also nicht genügend Hämoglobin produzieren.
Dadurch können die Zellen nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden und uns steht weniger Energie zur Verfügung. Neben der Energieproduktion spielt Eisen eine Schlüsselrolle bei der DNA-Synthese und Zellteilung. Ein Mangel an Eisen kann daher das Wachstum und die Entwicklung von Kindern beeinträchtigen.
Zudem unterstützt Eisen das Immunsystem und fördert die Entwicklung und Aktivierung von Immunzellen, die den Körper vor Infektionen schützen. Auch die Entwicklung des Nervensystems, die kognitive Entwicklung und Funktion des Gehirns hängen von einer ausreichenden Eisenversorgung ab. Ein Mangel kann daher zu Konzentrationsproblemen und kognitiven Beeinträchtigungen führen.
Ursachen für einen Eisenmangel
Für einen Eisenmangel kommen im Allgemeinen verschiedene Ursachen in Betracht. Besonders häufig ist eine zu geringe Zufuhr oder ein zu hoher Verlust an Eisen. In vielen Fällen ist eine Ernährung ohne ausreichende Eisenzufuhr jedoch die Hauptursache.
Auch chronische oder autoimmune Erkrankungen, welche die Aufnahme von Nährstoffen im Darm beeinträchtigen, tragen häufig zu einem Eisenmangel bei. Ein Beispiel hierfür ist die Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) – eine Autoimmunerkrankung -, die oft zu Beginn durch einen Eisenmangel auffällt. Aber auch Infektionen und Entzündungen können die Verwertung von Eisen im Körper stören.
Eine weitere wichtige Ursache sind chronische Blutverluste. Wenn der Körper kontinuierlich Blut verliert, geht mit dem Blut auch immer Eisen verloren und so werden die Eisenspeicher im Körper nach und nach geleert. Ein typisches Beispiel sind Blutungen im Magen-Darm-Trakt, aber auch eine wiederholt starke Menstruation.
Warum sind Kinder besonders häufig von einem Eisenmangel betroffen?
Kinder haben aufgrund ihres schnellen Wachstums und ihrer Entwicklung einen besonders hohen Eisenbedarf, den es zu decken gilt.
Da Eisen so viele verschiedene Funktionen im Körper übernimmt, sollte ein Mangel unbedingt vermieden werden. Auch da die Folgen eines Eisenmangels bis hin zu Entwicklungsverzögerungen und Verhaltensauffälligkeiten reichen können. Besonders gefährdet sind Kinder, die wenig eisenreiche Lebensmittel essen und generell eine wenig ausgewogene Ernährung erhalten. Auch Kinder, die besonders viel Kuhmilch zu sich nehmen, sind häufiger von einem Eisenmangel betroffen (2).
Warum Kuhmilch problematisch sein kann und welche eisenreichen Lebensmittel für Kinder besonders wichtig sind, erfährst du im weiteren Verlauf des Textes.
Eisen in der Beikost
Gerade beim Start der Beikost, spielt Eisen eine zentrale Rolle für die gesunde Entwicklung ab dem ersten Bissen.
Während der Schwangerschaft hat sich das Kind über die Nabelschnur sozusagen am Eisen der Mutter bedienen können und sich so einen gewissen Speicher aufgebaut. Ungefähr im 6. Lebensmonat ist dieser Speicher dann aber nicht mehr ausreichend gefüllt. Denn: Muttermilch allein kann den Eisenbedarf eines Kindes zu diesem Zeitpunkt nicht mehr ausreichend decken (3).
Aus diesem Grund ist es wichtig, das Eisen mehr und mehr über die Nahrung zuzuführen. Das ist auch einer der Gründe, warum der Beikoststart, gemäß offizieller Empfehlungen, spätestens um den 6. Lebensmonat empfohlen wird (4).
Daher ist es gerade in der Beikost wichtig, auf eisenreiche Lebensmittel und die richtige Kombination dieser zu achten. So können die Eisenspeicher des Kindes wieder Schritt für Schritt gefüllt werden.
Eisenmangel bei Kleinkindern
Auch Kleinkinder sind anfällig für einen Eisenmangel, da ihr Bedarf weiterhin hoch ist. Gefährdet sind insbesondere diejenigen Kinder, die viel Milch und Milchprodukte konsumieren (2). Gleichzeitig kann eine vegane oder vegetarische Ernährung mit überwiegend wenig hochwertigen pflanzlichen Eisenquellen ebenfalls zu einem Eisenmangel führen. Mehr fundiertes Wissen zum Thema vegane Ernährung für Kinder, findest du hier.
Außerdem ist das Kleinkindalter oft auch eine Phase wählerischen Essverhaltens. Grundsätzlich gilt: Eine solche Phase gehört zur normalen Entwicklung dazu und ist per se nicht automatisch besorgniserregend. Das Problem hierbei: In solchen Phasen werden eisenreiche Lebensmittel oftmals ebenfalls abgelehnt. Daher ist gerade in Phasen wählerischen Essverhaltens der Fokus auf eisenreiche Lebensmittel zum Beispiel in klug kombinierten Rezepten sinnvoll.
Wichtig zu betonen ist: Nur weil ein Kind immer wieder zeitweise wählerisch isst, hat es nicht automatisch einen Eisenmangel.
Symptome eines Eisenmangels
Ein Eisenmangel kann sich auf vielfältige Weise äußern.
Häufige Symptome sind anhaltende Müdigkeit und Schwäche, die durch die unzureichende Sauerstoffversorgung der Zellen verursacht werden. Auch Blässe, Kopfschmerzen und Schwindel sind mögliche Symptome, ebenso wie Konzentrationsschwierigkeiten.
Bei Kindern kann sich ein Eisenmangel in schweren Fällen auch durch eine Gedeihstörung und eine verlangsamte kognitive Entwicklung äußern. In schwereren Fällen kann es außerdem zu Herzgeräuschen kommen. Diese werden ganz allgemein gesagt dadurch verursacht, dass das Herz versucht, den Sauerstoffmangel im Körper auszugleichen.
Was ist eine Eisenmangelanämie?
Besteht ein Eisenmangel über längere Zeit, kann es zu einer sogenannten Eisenmangelanämie kommen. Dabei handelt es sich um eine Form der Blutarmut, bei welcher in Folge des Eisenmangels durch den Körper nicht genügend Hämoglobin produziert werden kann. Dies führt zu einer unzureichenden Sauerstoffversorgung des Körpers, was sich in Symptomen wie starker Müdigkeit, Blässe bis hin zu Atemnot äußern kann.
Im Fokus steht dann die Suche nach der Ursache des Eisenmangels.
Die Behandlung erfolgt meist ursächlich und umfasst den Ausgleich des Eisendefizits, beispielsweise durch die Einnahme von hochdosierten Eisenpräparaten sowie Anpassung der Ernährung.
Eisenmangel bei Kindern vorbeugen: die Ernährung
Eine ausgewogene Ernährung ist ein entscheidender Faktor zur Vorbeugung eines Eisenmangels bei Kindern.
Eisenreiche Lebensmittel bevorzugen
Es ist dabei wichtig, täglich eisenreiche Lebensmittel in die Ernährung des Kindes zu integrieren. Besonders gute pflanzliche Eisenquellen sind unter anderem:
- Linsen
- Bohnen
- Tofu
- Tempeh
- Kürbiskerne
- Haferflocken
- Vollkornmehl
Häufig genannt als guter Eisenlieferant wird rotes Fleisch. Dieses enthält sogenanntes Häm-Eisen, das besonders gut vom Körper aufgenommen werden kann und deshalb bei einem drohenden Eisenmangel gerne hervorgehoben wird.
Fakt ist: Es gilt die allgemeine Empfehlung, möglichst wenig rotes Fleisch zu konsumieren. Denn der Fleischkonsum wird u.a. mit einem erhöhten Risiko für ein kolorektales Karzinom (Darmkrebs) in Verbindung gebracht (5).
Deswegen ist der Fokus auf eisenreiche pflanzliche Lebensmittel sinnvoll. Besonders Linsen scheinen viel sogenanntes Ferritin-Eisen zu enthalten, das besonders gut vom Körper aufgenommen wird. Generell ist es sinnvoll, über den Tag verteilt verschiedene pflanzliche Eisenquellen anzubieten, um den Bedarf zu decken.
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Diese Lebensmittel beeinträchtigen die Eisenaufnahme
Aber nicht alle Lebensmittel unterstützen die Eisenaufnahme gleichermaßen. Einige können diese sogar hemmen.
So können Milch und Milchprodukte, die reich an Calcium sind, die Eisenaufnahme beeinträchtigen, wenn sie gleichzeitig mit eisenhaltigen Lebensmitteln verzehrt werden (6). Das typische Müsli mit eisenreichen Haferflocken und dazu Milch ist also eine wenig sinnvolle Kombination.
Auch Phytate, die in Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten vorkommen, können die Aufnahme von Eisen verringern (7). Das Gleiche gilt für Tannine in Tee und Kaffee (auch koffeinfrei) und Oxalate in bestimmten Gemüsesorten wie Spinat und Rhabarber (7).
Kluge Kombinationen
Um die Eisenaufnahme aus pflanzlichen Lebensmittel um das bis zu 2,5-fache zu steigern, ist es sinnvoll, eisenreiche Lebensmittel mit geeigneten Vitamin C-Quellen zu kombinieren, beispielsweise Beeren, Kiwi, Kohl oder Paprika (8). So kann beispielsweise ein Frühstück aus Haferflocken mit frischen Beeren oder ein Mittagessen aus Bohnen mit Paprika (z.B. unsere gefüllten Paprika mit Quinoa und schwarzen Bohnen) die Eisenaufnahme verbessern.
Praktische Tipps zur Umsetzung
- Achte darauf, dass die Ernährung deines Kindes mehrmals täglich reich an eisenhaltigen Lebensmitteln ist.
- Kombiniere pflanzliche Eisenquellen mit Vitamin C, um die Aufnahme zu verbessern.
- Vermeide die gleichzeitige Aufnahme von eisenreichen und calciumreichen Lebensmitteln.
- Achte auf Symptome eines Eisenmangels und konsultiere bei Verdacht einen Arzt.
Quellen
(2) Griebler U, Bruckmüller MU, Kien C, Dieminger B, Meidlinger B, Seper K, et al. Health effects of cow’s milk consumption in infants up to 3 years of age: a systematic review and meta-analysis. Public Health Nutr. 2016;19(2):293-307.
(3) Baker RD, Greer FR. Diagnosis and prevention of iron deficiency and iron-deficiency anemia in infants and young children (0-3 years of age). Pediatrics. 2010;126(5):1040-50.
(4) Bührer C, Genzel-Boroviczény O, Jochum F, Kauth T, Kersting M, Koletzko B, et al. Ernährung gesunder Säuglinge. Monatsschrift Kinderheilkunde. 2014;162(6):527-38.
(5) Drozdz D, Alvarez-Pitti J, Wójcik M, Borghi C, Gabbianelli R, Mazur A, et al. Obesity and Cardiometabolic Risk Factors: From Childhood to Adulthood. Nutrients. 2021;13(11).
(6) Fewtrell M, Bronsky J, Campoy C, Domellof M, Embleton N, Fidler Mis N, et al. Complementary Feeding: A Position Paper by the European Society for Paediatric Gastroenterology, Hepatology, and Nutrition (ESPGHAN) Committee on Nutrition. J Pediatr Gastroenterol Nutr. 2017;64(1):119-32.
(7) Willett WC, Ludwig DS. Milk and Health. N Engl J Med. 2020;382(7):644-54.
(8) Leitzmann, C., & Keller, M. (2020). *Vegetarische und vegane Ernährung*. (4th ed.). utb GmbH. https://doi.org/10.36198/9783838550237.
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